Ungefähr 40 km lang und etwa ebenso breit ersteckt sich die Wetterau vom Nordrand der Metropole Frankfurt bis an den Südrand von Gießen. Im Westen wird die Wetterau begrenzt durch die Hänge des Taunus und im Osten durch die Höhenlagen des Vogelsberg. Der heutige Wetteraukreis mit den Kreisstädten Friedberg und Büdingen entspricht in etwa dieser räumlichen Ausdehnung.
Schon frühe Siedlungsspuren zeugen von der Nutzung fruchtbarer Böden der Wetterau. Bedeutende Siedlungen steinzeitlicher Keramiker der Michelsberger Kultur, Kelten, Römer und Germanen belegen eine durchgängige kulturhistorische Vergangenheit. Erstmals erwähnt wird die Wetterau in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts von dem späteren Lutherschüler und Reformator Erasmus Alberus, der seine Heimat wie folgt beschreibt:
"Die Wetterau ist neun Meil wegs lang und breit, reicht in die Länge von Gelnhausen bis an Cassel diesseit Mayntz (Mainz-Kastell) am Rhein gelegen, in die Breit aber von Giessen bis gen Seligenstadt. Es ist aber die Wetterau von Gott reichlich gesegnet, denn da wächst gut Weitzen, schöne Rokken, Gersten, Habern, Erbeyßen, Flachs und guter Wein, und des mehr dann sie bedürfen, können auch die Nachbarn, so in ihrem Lande nicht Getreyds genug haben, mit Getreyd reichlich versehen."
Bereits im frühen Mittelalter veränderte der Mensch die sich in den Jahrhunderten zuvor etablierte Wetterauer Natur nachhaltig. Wälder wurden gerodet und die Flüsse wurden für den Betrieb zahlreicher Mühlen angestaut. Damit verloren viele Gewässer ihre Dynamik und viele Fische ihre Laichgründe. Doch erst der Beginn der Industriealisierung und die Verwendung hochwirksamer Pestizide in der Landwirschaft, führten zu katastrophalen Verlusten vieler Arten und Lebensräume. Durch falsch verstandenen Hochwasserschutz und durch die Kanalisierung großer Gewässerabschnitte verkamen viele Flüsse zu reinen Abwasserkanälen. Zeitweise waren sie ganz ohne Leben.
Erst mit dem schonenderen Pestizideinsatz und verbesserter Spritzmittel in der Landwirtschaft, stellte sich wieder mehr artenreiches Leben auf den Feldern ein. Die Errichtung kommunaler Kläranlagen und Renaturierungsmaßnahmen begradigter Flußabschnitte, schufen die Basis zur Rückkehr der an das Wasser gebundenen Lebewesen. Für eine intakte Natur eintretende Menschen förderten gefährdete Tiere und Pflanzen mit der Schaffung von Naturschutzgebieten und zahlreichen weiteren Maßnahmen des Naturschutzes. Auf diese Weise konnten sich die Bestände vieler Pflanzen und Tiere der Wetterau wieder erholen. Mit der Wiederansiedlung bereits verschollener Arten versucht man die ursprüngliche Vielfalt der Wetterauer Natur wieder herzustellen.
Beispielsweise gingen die Bestände des Weisstorches in der Wetterau zuletzt stark zurück und waren in den 1980er Jahren ganz erloschen. Mit zunächst einem Brutpaar, dann mit kontinuierlich steigender Anzahl erfolgreicher Brutpaare seit den 1990er Jahren, gehört der Wetteraukreis heute zu den storchenreichsten Regionen in Hessen. Ein Grund, weshalb ich ihn als Logo für natur-wetterau.de ausgewählt habe.
Zwischen den Feldern und Wäldern der Wetterau erstrecken sich heute geschützte Auen und Naturschutzgebiete mit europaweiter Bedeutung. Sie bieten zahlreichen Arten Rastplatz, Winterquartier, Lebensraum und Heimat. Viele Rad- und Wanderwege durchziehen die Wetterau und laden zu ausgedehnten und intensiven Naturbegegnungen ein. Wer heute auf dem Vulkanradweg oder dem Nidda-Radweg unterwegs ist, kann sich an der vielfältigen Natur erfreuen. Wanderer auf der Apfelwein- und Obstwiesen-Route oder Bonifatius-Route entdecken oft auch selten anzutreffende Tiere und Pflanzen ganz nah - und doch abseits der angrenzenden Wirtschaftregion Rhein/Main.